Bereits in den ersten Wochen hat sich ein Team herausgebildet, das sich primär um die Bedarfe vulnerabler Gruppen kümmert und eng mit dem Team Schutzsuchende zusammenarbeitet. Das ist wichtig, weil ein hoher Anteil der Schutzsuchenden aus der Ukraine eine Behinderung oder Pflegebedarf haben und Massennotunterkünfte für sie nicht optimal geeignet sind. Außerdem sind fast alle Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten auf Medikamente angewiesen, sodass die größte Herausforderung nach der Unterbringung die rechtzeitige ärztliche Versorgung ist. Die Koordinator:innen des Teams Vulnerable Gruppen verteilte eine Telefonnummer für Menschen mit Behinderung und Senioren an zentralen Orten und Anlaufstellen wie dem Bargkoppelweg, dem Hamburg Welcome Center sowie Bezirksämtern.
Gerade in den ersten Wochen war die Versorgung von Geflüchteten mit Behinderung oder Erkrankung eine große Herausforderung. Der Ablauf der Registrierung zum Erhalt von Fiktionsbescheinigung und der Antragstellung für Sozialleistungen war durch die enorme Auslastung der Behörden verständlicherweise verlangsamt. Ohne Bundesschein zur medizinischen Versorgung (Bescheinigung zur Vorlage beim behandelnden Arzt) konnten keine ärztliche Verordnung und Rezepte ausgestellt werden. Die körperliche Pflege von pflegebedürftigen Geflüchteten, die alleine angekommen sind, war eine große Herausforderung und wurde durch examinierte ehrenamtliche Pfleger:innen aufgefangen.
Nach dem Antrag auf Sozialleistungen war es zum Teil schwer, zeitnah einen Arzttermin zu bekommen und die benötigten Medikamente oder Hilfsmittel rechtzeitig zu besorgen. Wegen der Einschränkung der Mobilität und Sprachbarriere müssen Personen mit Behinderung zu fast jedem Termin begleitet werden. In vielen Fällen ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht möglich. Und vor allem für Menschen mit kognitiven Störungen ist der komplexe Ablauf der nötigen Registrierung schwer zu bewältigen.
Auch nach dem Rechtskreiswechsel vom AsylbLG zum SGB II bzw. je nach Alter und Erwerbsfähigkeit zum SGB XII ab dem 1. Juni 2022 bleiben überbrückende ehrenamtliche Tätigkeiten zentral. Die Anmeldung beim Job-Center bzw. bei den Grundsicherungsämtern, die Abstimmung der Beitragszahlung, Erhalt der Rentenversicherungsnummer und Erstellung der Versichertenkarte können nach Antragsstellung 4 bis 6 Wochen dauern. Für Geflüchtete, die ab dem 01.06. nach Hamburg gekommen sind, ist medizinische Versorgung und Pflegeleistung dann nach 4 bis 8 Wochen verfügbar. In vielen Fällen ist die Versorgung mit Inkontinenz- und Mobilitätshilfsmitteln nur durch Spenden zu decken.
Zu diesen Herausforderungen kommt seit einigen Wochen noch die Betreuung der durch die Bundeswehr evakuierten Kriegsverletzten, die auf verschiedene Krankenhäuser verteilt wurden. Aus Datenschutzgründen gibt es keine genauen Angaben über die Anzahl dieser Personengruppe. Die Freiwilligen sind im Kontakt mit 3 Patienten aus dem Marienkrankenhaus, 5 Patienten in Boberg, 3 Patienten im Albertinenkrankenhaus, zwei entlassenen Zivilisten aus der Uni-Klinik und dem KH Heidberg, darunter ein 15-Jähriges Mädchen und viele mit amputierten Beinen und Armen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen behördliche Gänge und Arzttermine organisiert werden. Die Begleitung einer schwer verletzten Person zu einem Termin bedarf 4-6 Stunden Zeitaufwand für Freiwillige.
Abgesehen von der Deckung des ersten Bedarfs für Geflüchtete einschließlich vulnerabler Gruppen und Kriegsverletzter betreut der NUH die Schutzsuchenden auch weiter im Alltag und unterstützt mit Sprachmittlung bei der Integration. Zu den umgesetzten Projekten gehört eine Kooperation mit dem Café Why not, in der zu Kriegsbeginn 25 Menschen, davon einige mit Pflegebedarf, untergebracht und begleitet wurden. In einer Unterkunft von Fördern und Wohnen hat das Team nicht mobile Menschen bei der Antragstellung unterstützt, indem es eine Veranstaltung des Jobcenters vor Ort organisierte. In einer weiteren Veranstaltung wurden Informationen für 170 Menschen mit Schwerhörigkeit aufbereitet.
Ein Fokus der aktuellen Arbeit liegt auf der Unterstützung von Menschen in der Unterkunft AWO-Haus Billetal, in dem 350 Personen untergebracht sind. Hier begleitet das Team einzelne in direktem persönlichem Kontakt, unterstützt weitere 50 und erreicht bei Veranstaltungen bis zu 170 Menschen. Weitere betreute Personen befinden sich im Pfarrhaus Arche (15), dem Pflegeheim Hartwig- Hesse-Haus (3), im Margarethenhof (3), Eichenhöhe (9), Sieveking-Stiftung (7) und privaten Unterkünften.
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